London und ich, wir lieben uns. Ich kenne London vorwiegend sonnig, mit strahlend blauem Himmel und freundlich lächelnden Menschen. Man sagt, dass London anders kann. Regen und so. Ich bin mir nicht sicher, ob dies nicht ein böses Märchen ist, um Menschen davon abzuhalten sich hier niederzulassen. London ist die Stadt der Fashion, des Designs, der Coolness, der Gay-Community und der Kunst. London zieht mich an und aus. London ist sexy. London kann. Lndn.
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Fulham, South Kensington, Hackney, White Chapel. Diese vier Stadtviertel der britischen Metropole (wer den Unterschied zwischen GB, UK und England noch IMMER nicht verstanden hat, hier ein kurzes Video zum Drüberstreuen) waren mir bis vor meinem letzten Besuch NICHT oder nur am Rande bekannt. Nachdem ich tagtäglich meine Vor- und Nachmittage im V&A Museum direkt an der South Kensington Tube-Station verbrachte, konnte ich hier sowie im benachbarten Fulham einige Cafés und Lokale besuchen, die ich ganz gut fand. Und am Wochenende? Hackney natürlich, das neue Hipster-Viertel.
Fulham & South Ken
Hereinspaziert in die herrliche Welt zwischen Fulham und South Kensington, dort wo West Brompton auf neuerrichtete Gebiete trifft. Earl's Court ist eine Großbaustelle und wird bald Apartments, neue Shops und wunderbare Lokale beheimaten. Gleich daneben ist der Brompton Cemetery, den ich erlaufen konnte. Bei strahlendem Sonnenschein und einer kleinen, aber feinen Schicht aus Reif.
Die meiste Zeit meiner siebentägigen Londonreise verbrachte ich wie gesagt im V&A Museum. Dort liess ich mich auf Sonderausstellungen (Say You Want A Revolution, Undressed) und Dauerpräsentationen ein, sehr zu empfehlen sind die neugestalteten Galerieräumlichkeiten zu 'Europe 1600-1815'. Französisches, italienisches und britisches Design at it's best, sage ich dazu nur. Dass das Museum einen neuen Platz zum Verweilen, einen neuen Eingang und eine neue Ausrichtung plant, ist super spannend und macht Lust drauf nächstes Jahr wieder zu kehren. Also, Design, Fashion und Performance, ich kehre wieder!
Eintritt frei in die Sammlungen. Unbedingt mit den Angestellten der Visitor Experience plaudern. Oder eine der beiden kostenlosen Führungen täglich besuchen.
White Chapel & Hackney
Was für ein Glück, dass einer meiner absoluten Heros der zeitgenössischen Kunst momentan seine grenzgenialen Arbeiten in einer Ausstellung in White Chapel zeigt. William Kentridge, der südafrikanische Künstler, der sich zwischen Theater, (Animations-)film und bildender Kunst bewegt, beweist (mir) in seiner Präsentation Thick Time das Zeit (no, na) relativ ist. Sein kritischer Geist politischen Gefügen gegenüber, z.B. gegen die Apartheid in Südafrika, ist in all seinen Arbeiten intensiv spür- und erlebbar. Als Sohn einer bürgerlichen Anwaltsfamilie bewegte er sich stets in privilegierten Kreisen, sein Vater vertrat Nelson Mandela 1958. Der 1955 geborene Künstler legt sich nicht fest, nach wie vor lotet er die Grenzen zwischen den Disziplinen aus, lässt sich nicht einschränken auf 'nur' Zeichnung, 'nur' Oper, 'nur' Bühne. Kentridge bleibt hellhörig, aufnahmefähig, unruhig und legt der Welt einen Spiegel vor. Wenn auch subtil und in schöne Geschichten verpackt. Mein Lieblingsraum ist der letzte im Obergeschoss der Whitechapel Gallery. Das Eintauchen in eine fremde Welt, ganz in schwarz fühlt sich an wie das vermeintliche Traumland, das ich suche.
Mit dem Bus fahre ich zur Brick Lane, der aus diversen Liedtexten bekannten Londoner Straße, die heute aus Flohmärkten, Markthallen und coolen Lokalen besteht. Der hippe Spirit hat dort voll eingeschlagen und am Broadway Market gibt es kaum durchkommen. Ich bin überfordert von der Coolness, die dort an den Tag gelegt wird, von den vielen Schlangen vor den Lokalen (El Ganso soll herrlich sein) und dem hefelastigen Geruch von frisch gebackenem Brot. Ja, es gibt Sauerteigbrot. The new thing hier! Ich will nicht sarkastisch klingen, aber ich bin gegen gehypte Stadtviertel, die andere Menschen aus ihren halbwegs leistbaren Wohnungen verdrängen und einen Ort unleistbar machen. Gentrifizierung.
Trotzdem hat dieser Ort, Hackney, etwas für sich. Die belebten Straßenzüge bestehen aus lokalen BetreiberInnen, die biologische Lebensmittel verkaufen, die ihr Handwerk beherrschen und sich darauf zurückbesinnen selbst etwas gestalten zu wollen. Hier herrscht durchaus Aufbruchstimmung. Anti-Brexit-Stimmung. Das tut gut.
Gleich neben der Tube-Station Bethnal Green liegt die Dependance vom V&A Museum, das Museum of Childhood in dem die Sammlung von Spielzeug untergebracht ist. Eine grosse Halle, die einer Industriehalle gleicht, oder einer Markthalle, die allerdings im 19. Jahrhundert an diesem entlegenen Ort Londons in ein Arbeiterviertel gebaut wurde, um den arbeitenden Menschen die Möglichkeit zu bieten ebenso zu lernen. Lange Öffnungszeiten und die ersten elektrischen (bzw. mit Öl betriebenen) Lampen waren hier wichtig, um den ArbeiterInnen die Chance zu geben sich britisches Design anzusehen. Heute beherbergt die Halle wie gesagt Spielzeug. Durch die Jahrhunderte. Puppenhäuser, Brettspiele, Seifenkisten,... alles was das Kinder- und kindgebliebene Erwachsenenherz begehrt. Die Ausstellung zu den Brettspielen seit der Antike ist als Spiel aufgebaut und macht Spaß. Kuchen und Kaffee sind hier zu empfehlen.
#VisitLondon. Ein Arbeitsauftrag für dich als Reisende. London ist immer einen Besuch wert.
Einige weitere Fotos von der Stadt der Städte findest du auf meinem Flickr.com-Account:
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