wanderlust = n, [won-der-luhst], a strong innate desire to rove or travel about

29.06.2016

Drei nachhaltige Glamping-Destinationen in Kärnten

Wo fange ich nur an? 

Eine Frage, die ich mir nach den intensiven fünf Tagen im Juni stelle, die ich auf Einladung des österreichischen Umweltzeichens in Kärnten verbrachte. Nach dem Reisebloggertreffen, das ebenso auf Kärntner Boden stattfand, verlängerte ich meinen Aufenthalt in Kötschach-Mauthen um zwei Nächte. Auf einem Campingplatz. Ungewöhnlich für mich. Denn Campen ist nicht meine große Leidenschaft. 
© diekremserin on the go
Das #Umweltzeichen, gestaltet von Friedensreich Hundertwasser, dem Künstler, der sich mit seinem Manifest für Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein aussprach. 
Camping ist nicht gleich Camping? Mit dieser These im Kopf begab ich mich auf die exotische Reise. Und schon nach ein paar Minuten im Alpencamp Kötschach-Mauthen wusste ich, dass ich richtig lag. Bei Katharina Kupper-Wernig im Rosental-Roz konnte ich den längsten Camping-Gast kennenlernen, der viele Geschichten zu erzählen wusste und sogar am Wandertag Teil des Teams war. Seecamping in Döbriach ist ein besonderer Genuss. Selbst bei Regen und einem wolkig-holprigen Beginn ist Camping am Millstätter See mit Sinn für Nachhaltigkeit ein Genuss. Schließlich glampe ich... 

1. Alpencamp Kötschach-Mauthen

Zwei, drei Sepps, die mit Idealismus überzeugen

"Was, schon wieder ein Sepp?" denke ich mir, als ich Sepp Kolbitsch, dem dynamischen Betreiber des Alpencamps die Hand schüttle. Der zweite innerhalb der letzten 24 Stunden. Der letzte Sepp kam mir beim Besuch in Würmlach unter, heißt Brandstätter und züchtet den einzigartigen Gailtaler Weißen Mais. Dieser hier ist in Lederhose und gebrandetem Shirt gekleidet, redet ohne Punkt und Komma über seinen Betrieb, seinen Werdegang, seine Forschungsprojekte, seine Ideen für die Zukunft und was ich die nächsten Tage hier unternehmen werde. 

Alpencamp Kötschach-Mauthen © diekremserin on the go
Sepp Kolbitsch, täglich gut gelaunt, immer auf Trab und vor allem gesprächig und auskunftsfreudig was seinen Idealismus rund um Nachhaltigkeit und Umwelt betrifft. 


"Ich zeig euch jetzt die Schauheizung. Das ist zwar extrem technisch, aber ich versuche euch näher zu bringen welche Chancen wir hier nutzen" und schon geht es los mit den Details zu seiner Schauheizung, die online abgerufen werden kann, die von TU-Studierenden gewartet und geprüft wird, die sichtbar im Haupthaus des Alpencamps verankert ist und optimierend lernfähig. Ständig werden Daten abgerufen, geprüft, optimiert und eingearbeitet. Die Heizung sorgt für Warmwasser, spart und speichert, legt Wert auf die Bedürfnisse der Camping-DuscherInnen und beschäftigt sich gleichzeitig mit einem nachhaltigen Umgang mit Strom und Wasser. Unglaublich vielfältig, was so ein Ding können kann. "Gleichzeitig versuchen wir an allen Ecken und Enden Wasser zu sparen. Das geht soweit, dass wir in die Duschköpfe investiert haben. Statt 20 Liter pro Sekunde schüttet die etwas teurere Variante nun nur 4 Liter pro Sekunde aus." - "Mit langen Haaren wird das wahrscheinlich ein Problem...?" - "Nicht wirklich, nachdem Wasserblasen aus dem Duschkopf kommen, entsteht dadurch kein Rinnsal, das nur wenig Wasser gibt. Der Druck stimmt auch." Ich teste es. Und ja, die Wasserblasen-Variante ist eine gute. Ich fühle mich wie mit Seifenblasen geduscht. Wäre doch auch mal eine schöne Möglichkeit. 

Alpencamp Kötschach-Mauthen © diekremserin on the go
Ja, das stimmt! Die Gemeinde ist Energie:Autark :)
schauheizung.com 


Genüsslich:
Das Restaurant beim Alpencamp wurde von einem engagierten Koch übernommen, der Hausmannskost auf den Tisch bringt. Auch aus Ungarn - sehr zu empfehlen ist das Teufelsgulasch oder der Camping-Burger. 
Ein weiterer Genuss-Tipp in der Nähe führt mich auf die Valentinalm, wo ich erstmals Kärntner-Kasnudln probiere. Ein Traum! 

Alpencamp Kötschach-Mauthen © diekremserin on the go
This is Love ! 

Aktiv:
Unbedingt auszuprobieren ist die Laufroute direkt an der Gail, die aber genauso mit dem Mountainbike (E-Mountainbike fahren ist TOP!) befahren werden kann. 

http://www.movelo.com/de/elektrofahrrad/
Ich fahre erstmals mit einem e-Bike und gleich mit einem e-Mountainbike von movelo, geht gut! 


Wanderwege rund um Kötschach-Mauthen gibt es en masse. In den Genuss einer Wanderung mit Sepp Lederer, Sepp Nummer 3, zu kommen, entwickelt sich zu einer botanischen Entdeckungsreise auf dem Plöckenpass. Sepp, der Herausgeber der Blumenberge, hat zu jeder Pflanze eine Geschichte zu erzählen und kennt sie in den unterschiedlichen Phasen der Blüte. Als Obmann des Alpenvereins der Sektion Obergailtal-Lesachtal bestimmt er den Weg zum Sentiero Storico, einem Erinnerungsweg, der die Alpenkämpfe zwischen österreichischen und italienischen Soldaten im 1. Weltkrieg in den Mittelpunkt rückt. 

Sepp Lederer kann von jeder Pflanze eine Geschichte erzählen. Eine wunderbare Errungenschaft ist seine Ausgabe von BLICKPUNKT "Wanderung über die Blumenberge Mauthner Alm und Mussen"


Alpencamp Kötschach-Mauthen © diekremserin on the go
Heute ein traumhafter Ausblick. Vor 100 Jahren ein bedrückender. 
Alpencamp Kötschach-Mauthen © diekremserin on the go
In den Himmel schauen. Ich muss an diese unbekannten Männer denken. Sie ließen ihr Leben in einem sinnlosen Krieg.  


Mauthen ist übrigens Bergsteigerdorf, das im Herzen der Karnischen Alpen zum Tourengehen einlädt. Im Winter wie im Sommer! 
Kulturell:
Sich mit der Zeit zwischen 1915-1918 zu beschäftigen, fällt auf diesem Sentiero Storico leicht. Denn nach den ersten Serpentinen durch den Wald treffen wir auf Stellungen und Unterschlüpfe der österreichischen Soldaten, die die grausamen Gebirgskämpfe rund um den Plöckenpass ausgestanden haben. Viele Tote wurden hier gezählt, die aber nicht auf Grund der Kämpfe, sondern vorwiegend durch die Ausweglosigkeit Selbstmord begingen oder durch Naturkatastrophen im Winter, starben. Die Stimmung auf dem Weg ist seltsam - meine Begleitung und ich sind ruhig, fast andächtig. Der Lauf der Dinge, die Natur und ihre "Arbeitsweise" holt sich nach und nach die von Menschen geschaffenen Wege zurück, wächst über die Öffnungen der Stellungen. Oben angekommen riecht es ganz wunderbar nach Jasmin, der gerade blüht. Natur und Geschichte stehen einander kurioser Weise gegenüber und ergänzen sich. Das zugehörige Museum konnte ich leider nicht besuchen. 

Alpencamp Kötschach-Mauthen © diekremserin on the go
Wie Sandsäcke, oder Polster, aussehende Mauern. Der Sentiero Storico mahnt zum Frieden. Ich will mich daran halten. 

2. Camping Rosental-Roz

Quantensprünge und Experimentierfreude 

Ein paar Duzend Kilometer weiter, raus aus dem Gailtal, rein ins Rosental an der slowenischen Grenze, befindet sich in Gotschuchen ein herrlicher Campingplatz mit angelegtem See in der Mitte. Die Ruhe strahlt förmlich. Natürlich liegt dies an der Vorsaison, denn es sind bei Weitem noch nicht alle Plätze belegt - in wenigen Wochen wird sich das ändern. Aber ich schätze Katharina Kupper-Wernig und ihr Team so ein, dass auch in jenen stressigen Wochen des Jahres Ruhe und Freundlichkeit bewahrt wird. Spätestens wenn der Gast der ersten Stunde - vor vierzig Jahren ging es los mit dem Campingplatz hier - aus seinen Erinnerungen berichtet und von regnerischen Abenteuern mit triefendem Zelt und nicht mehr fahrender Ente (=Auto) erzählt, weiß ich, dass ich hier als Nicht-Camperin gut aufgehoben bin.

Camping Rosental Roz © diekremserin on the go
Willkommen im Rosental! 


Vor allem als ich entdecke, dass das EXPI (Haus voller Experimente) neben dem Campingplatz direkt von Katharinas Mann Samo, Quantenmechaniker und Tüftler, betrieben wird. Eine Halle voll mit Experimenten zu physikalischen Vorgängen begeistert nicht nur mich, sondern viele Schulklassen aus der Umgebung, die einen spielerischen Zugang zu Physik lernen sollen. Da steht das Teilchen aus CERN im Vordergrund oder wie das mit der Erdbeschleunigung funktioniert. Hands-On, ausprobieren und testen! Gleichzeitig zeigt das EXPI eine wunderbare Multi Media-Ausstellung zu 100 Jahre Relativitätstheorie: Einstein Inside, entwickelt von der Universität Tübingen. 



Genüsslich: 
Katharinas Frühstück ist kaum zu überbieten. Mehr muss ich dazu nicht sagen.

Camping Rosental Roz © diekremserin on the go
Besser geht's nicht, oder?


Aktiv:
Rauf auf den Radsberg, der auf der anderen Seite der Drau liegt. Dort kann man Paragleiten oder einfach weiterwandern.

Camping Rosental Roz © diekremserin on the go
Nur mit der richtigen Thermik kommen die Paragleiter wieder an den Platz zurück wo sie starten. 
Camping Rosental Roz © diekremserin on the go
Versuch eines Panoramas mit Straße, Wald und Ausblick. Mit Bloggerinnen. 

Entlang der Drau sind Halbmarathonstrecken angelegt worden, in den Wäldern rund um Gotschuchen befinden sich tolle Trail-Running-Pfade und Katharina legt großen Wert auf ihre vierbeinigen BesucherInnen - da gibt's viele Möglichkeiten für lange Spaziergänge.

Kulturell:
Direkt in Gotschuchen lebt Maria Mlecnik-Olinowetz, die in der Vergangenheit als Unternehmerin Bauernmalereien herstellte. Die handgemachten Kunstwerke auf Glas, Holz oder Kerzen finden sich heute in ihrem Privathaus in einer alten Fassbinderei wieder. Dort hat sie ein Museum angelegt und schwärmt von ihrer Tätigkeit, die sie über dreißig Jahre ausgeübt hat. Auch heute ist sie noch tätig und illustriert zum Beispiel Kinderbücher. Die besten FreundInnen ihres Mannes Michael lerne ich draußen kennen: die Bienenkönigin und ihre Untertanen. 

Camping Rosental Roz © diekremserin on the go
Honig vom Imker aus dem Rosental. 
Camping Rosental Roz © diekremserin on the go
In Marias Atelier erfahre ich woran sie momentan arbeitet und wie sie in der Vergangenheit Erfolg hatte. Eine bescheidene Frau mit tollen Zielen. 

3. Ferien-Erlebniswelt Mössler

Mystischer Millstätter See

Der Regen begleitet mich aus dem Rosental nach Döbriach am Millstätter See, was mich allerdings nicht aufhält dort aktiv zu sein. Georg Mössler, der junge Betreiber des Campingplatzes in Döbriach und von Seecamping direkt am See (wie der Name schon verrät), ist halber Waldviertler. Ob er genau deshalb Innovationsgeist und Veränderungswillen in sich trägt, weiß ich nicht. Denn im Waldviertel gibt es immerhin einige Kollegen, wie den Schuhmeister Heini und Kräuterbaron Gutmann, die sich nix scheißen und einfach mal machen. Georg Mössler verbindet einen großen Campingplatz mit familiärem Flair, einem Restaurant und einem beheizten Pool für all jene, die frühmorgens nicht zum See laufen oder radeln wollen, sondern gleich ihre Längen schwimmen möchten. Da kommt die Umwelt ins Spiel... denn neben Solarenergie legt der Betreiber auch Wert auf #SlowTravel, wie den keltischen Baumpfad direkt am Platz. Außerdem bietet Döbriach wunderbare Möglichkeiten in die Sagenwelt einzutauchen. Ob in im Museum Sagamundo für die mystischen Geschichten oder direkt in der sagenumwobenen Landschaft, die zum Beispiel mit dem Ruderboot erkundet werden kann.

Glamping Ferien-Erlebniswelt Mössler © diekremserin on the go
Mystische Seenlandschaft. Schön, dass das südliche Ufer kaum bebaut ist.

Glamping Ferien-Erlebniswelt Mössler © diekremserin on the go
Blogger unterwegs: ich mit Sabine von Travelstories Blog und Elena von Creativelena.


Genüsslich:
Nach einer Mountainbike-Tour, diesmal ohne Elektrizität, verdient sich mein Magen ein gutes, gesundes Frühstück/Mittagessen direkt am See. Bei Charly's See Lounge dient eine riesengroße Sandkiste mitten im Lokal zur Langeweilevorbeugung und der herrliche Salat im Reckglas zur Hungerreduktion.

Glamping Ferien-Erlebniswelt Mössler © diekremserin on the go
Salat mit Mozzarella und Paradeiser, inklusive Sprossen und allem was gut ist. Plus Quinoa. Yeah! Superfood-Attacke...



Aktiv:
Fad wird mir hier nicht: Buchtenwandern mit Ruderboot von Gottlieb Strobl, der mir von Kormaranklos auf Bäumen erzählt oder von der Geschichte rund um die tausend antiken Säulen, die angeblich im dunklen Wasser des Millstätter Sees versenkt sind... Oder eben mit dem Rad um den See, bergauf, bergab, bisschen Schotter - Achtung nicht gleichzeitig Fotografieren und Radfahren! - schöne Ausblicke, mal Wald, mal Sonne. 39 Kilometer geht's rund um den See.

Glamping Ferien-Erlebniswelt Mössler © diekremserin on the go
Elena rudert mich wohin ich will...



Kulturell
Die Bierkultur lässt sich am Kärntner See nicht lumpen. Der Bierfanatiker Uli Bacher eröffnete kurzerhand vor einiger Zeit seine eigene Brauerei mit Ausblick auf die Nockberge, mit dem Namen Shilling. In seinem Lokal, das in Vollholzmöbel ausgestattet, auch einen Einblick in die Edelstahlbrauerei gibt, können die Biere - vom hellen bis hin zum IPA - verkostet werden. Oh, und gekauft kann auch werden (nicht in Flaschen, sondern in Fässern!).


Glamping Ferien-Erlebniswelt Mössler © diekremserin on the go
So viele Biere... :)

Alle Bilder findest du in meiner flickr.com-Galerie: 



Glamping im Zeichen der Umwelt



Beiträge meiner Mitreisenden erschienen hier und wurden mit den Hashtags #Umweltzeichen #VisitCarinthia #Glamping #WellnessCamping #ILoveCamping in Social Media Kanälen verbreitet. Ich bedanke mich für die Einladung von Umweltzeichen.

6 Kommentare:

  1. Liebe Lucie,

    Wie schön geschrieben, macht sofort Lust und Appetit auf mehr !!! Da verreis' ich gleich noch mal mit Dir nach Kärnten .. danke für die lieben Zeilen. Schon in meinen Beiträgen verlinkt :)

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    1. :) Danke! It was my pleasure & vielen Dank fürs Verlinken !!

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  2. Oho, but we like that exceptionally well - a direct invitation from site to site, Coffee thanks! Dog-friendly campsites - like music to our ears. We are happy to be testing times with coffee

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    1. hey Fred, dog-friendly campsites are rare, I know, but you should definitely try Rosental! :) Best, L

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  3. Mega cool und mega interessant! Ich wünschte ich wäre da dabei gewesen! Mein Freund und ich versuchen auch, so nachhaltig wie möglich zu reisen und uns mit Land, Leuten und Kultur auseinanderzusetzen während wir die Umwelt so wenig wie möglich belasten wollen. In Kärnten ist das ganz gut möglich, denn mit dem Rad und mit den Öffis kommt man ganz gut durch das Land und lernt dabei auch noch die sympathischen Kärntner kennen - echt toll! Vor allem rund um Klagenfurt geht das ganz gut mit den Bussen. Falls jemand Fahrpläne sucht, einfach die hier abchecken. Liebe Grüße, Rita

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    1. Hey Rita, vielen Dank für dein grossartiges Feedback auf den Glamping-Artikel! Ich versuche auch sehr nachhaltig mit dem Thema Reisen um zu gehen und stosse hierbei sehr an meine Grenzen, vor allem was die Langstrecken-Reisen inkl. Flug betrifft... wie gehst du damit um?
      Oha, und Kaertnen war ein super Start zum #SlowTravel, da sind die südlichen Österreicher und Österreicherinnen sehr, sehr empfehlenswert. Danke für deine Tipps rundum Busse und Züge. Lg Lucia

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