Nach drei Monaten Zentralamerika ist Nicaragua für mich das Land in der Mitte und zwar in vielerlei Hinsicht...
Bezogen auf seine Einwohnerzahl (sechs Millionen) zum Beispiel oder auf seine geographische Lage (im Herzen Mittelamerikas - südlich von Guatemala, Belize, Honduras, El Salvador und nördlich von Costa Rica und Panama). Auch hinsichtlich sozio-demographischer Faktoren (Einkommen, Bildung, Sicherheit), die ich an dieser Stelle nur subjektiv beurteile, ist Nicaragua für mich ein Land in der Mitte. Und dann ist da noch die Sache mit der eigenen Mitte, die lässt sich hier nämlich auch ganz gut finden.
Zum Beispiel an folgenden fünf Orten, die meine bisherige Reise zu etwas ganz besonderem gemacht haben:
Fischerdorf - Jiquilillo
"Wir befinden uns da, wo sich Puma und Jaguar gute Nacht sagen", würde meine Reisebegleitung an dieser Stelle wohl über Jiquilillo sagen. Stimmt nicht ganz, im Dschungel sind wir nämlich erst später. Hier sagen sich höchsten Fisch und Krebs gute Nacht. Oder die fleißigen Fischerdorfbewohner und die paar wenigen Backpacker, die sich hierher verirren. Viel gibt es an diesem Ort nämlich tatsächlich nicht. Eine Schotterstraße, an der sich links und rechts kleine Hütten reihen, die bei Bedarf zu „Restaurants“ umfunktioniert werden, einen ewig weiten und verlassenen Strand, etwas weiter Weg einen Mangrovenwald, den wir per Kanu erkunden. Ein Ort zum Entspannen und Abschalten. Ein Ort für die wenigen Surfer, die es gerne ruhig haben. Ein Ort zum hinaus ins Meer schreien, bevor die Sonne am weiten Horizont als orange Kugel vom Himmel fällt.Man trinkt: Wasser.
Man isst: Pescado Fritto.
Man fühlt: unglaubliche Weite.
Man unternimmt: eine Kanutour durch den Mangrovenwald.
Mitten: im Nichts.
Kolonialstadt - Granada
Wie in jedem Land Mittel- und Südamerikas ist auch die Geschichte Nicaraguas untrennbar mit der Ankunft der Spanier im 16. Jahrhundert und mit der damit einhergehenden Kolonialisierung stark verbunden. Die wunderschönen Städte, wie z.B. Leon und Granada, die zu dieser Zeit gegründet wurden sind zwar kaum Trost für jene Gräuel, die damals angerichtet wurden, aber sie faszinieren bis heute, ermöglichen idyllisches Stadtleben und erzählen Geschichte. Zurück in einer richtigen Stadt, genießt man den Luxus warmen Wassers beim Duschen, schlendert durch die Straßen und bewundert die Schönheit der bunten und historischen Gebäude. Man diniert in einem der zahlreichen Restaurants (von Nicaraguanisch bis Persisch) und nimmt danach gemütlich einen Drink, während man die Leute beobachtet, wie sie sich durch die Fußgängerzone wuseln.Man trinkt: Local Craft Bier und raucht dazu eine nicaraguanische Zigarre von Doña Elba.
Man isst: Vigorón.
Man fühlt: Kleinstadtflair.
Man unternimmt: Eine Bootsfahrt durch Las Isletas.
Mitten: im Zentrum.
Baumhaus - Treehousehostel
Die Übernachtung im Baumhaus zählte eindeutig zu den Highlights meiner Nicaraguareise. Nicht, weil wir nach langem wieder einmal ein ganzes Wochenende durchgefeiert haben, nicht, weil der nette Staff – allen voran Besitzer Jon, der als Australier in den vergangenen Jahren in Wien lebte und dort mit seiner Band "The Moles" u.a. auf FM4 zu hören war – alles Mögliche tat, um den Aufenthalt der Gäste so spaßig und relaxed wie möglich zu gestalten, nicht, weil der kostenlose Shuttleservice auf der Ladefläche eines PickUps aus Granada nur den Beginn eines unvergesslichen Abenteuers darstellte sondern vor allem deshalb, weil man in der Früh vom lauten Gebrüll der Howler Monkeys aufgeweckt wird, die wenige Meter über dem eigenen Baumhaus von Ast zu Ast schwingen, weil man von seiner Hängematte aus die Weite des Dschungels und den Anblick der fernen Berge genießt, weil man mitten in der Natur ist, weil man die Natur ist.Man trinkt: Nica Libre.
Man isst: was man bekommt.
Man fühlt: sich großartig.
Man unternimmt: nichts und gleichzeitig so viel.
Mitten: im Dschungel
Vulkaninsel - Isla de Ometepe
Im größten See Mittelamerikas, dem Lake Nicaragua, schwimmt eine Vulkaninsel, die man unbedingt besuchen sollte. Per Fähre cruist man - im wahrsten Sinne des Wortes - auf hoher See Richtung Isla de Ometepe. Der Anblick der beiden Vulkane Concepción und Maderas, die scheinbar mitten aus dem Wasser emporsteigen und von dort majestätisch zum Himmel ragen, raubt bereits bei der Anreise den Atem. Richtig beeindruckend wird es dann jedoch, wenn man nach einem anstrengenden Hike von der Spitze einer der beiden Vulkane auf den anderen blickt. Wir haben den einfacheren Weg gewählt und sind statt hinauf, um die Vulkane herumgefahren. Insgesamt 70 km Straße - befestigt oder nicht - umkreisen die Vulkane. Mit dem Quad, das uns nicht nur um die Insel sondern auch zu schönen Stränden und einem idyllischen Wasserfall gebracht hat, haben wir daher eine gute Wahl getroffen. Und lustig war es obendrein.Man trinkt: Kokoswasser direkt aus der Nuss.
Man isst: Bananen vom Baum.
Man fühlt: sich wie gestrandet.
Man unternimmt: eine Vulkanwanderung.
Mitten: am Wasser.
Flusslandschaft - Rio San Juan
Man trinkt: Licuado Mixto.
Man isst: Fischfilet mit Gallo Pinto.
Man fühlt: sich wie ein Local.
Man unternimmt: eine Kanufahrt am Rio.
Mitten: im Leben.
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