- Columbia Gorge
- Oregon Pacific Coast
- Oregon Wine Country
Wieso real deal, denkst du dir vielleicht, wo ich doch schon so geschwärmt habe und Portland für sich ein Traum für uns Radfahrende, zu Fuß gehende EuropäerInnen ist. Weil du dort Mikroklima und Naturschauspiele vereint siehst, die ich zwar vereinzelt in Regionen Toskana, Südfrankreich oder in der Wachau kenne. Dort ist alles auf einem Fleck. Amerika, wie du liebst zu übertreiben.
Wenn sich Toskana, Südfrankreich und die Wachau vereinen, bist du in Oregon angekommen.
Fast tropisch muten die Wälder an, gleichzeitig erinnern mich die bewaldeten Hügel der Weinregion dann doch ans niederösterreichische Waldviertel. Einzig die Spitze des Vulkanbergs Mt. Helen irritiert. Noch mit Schnee bedeckt ist sie an klaren Tagen von der Stadt aus zu sehen und beeindruckt. Aber die drei genannten Regionen durfte ich in der kurzen Zeit selbst besuchen und mit einigen fantastischen Menschen sprechen, die Oregon als ihre (Wahl-)Heimat bezeichnen.
Wasserfall-Overload
Multnomah Falls. Dort musst du hin, wenn du in Portland bist und die Gegend erkundest. Aber nur mit all den anderen Touristen. Die tummeln sich dort auf der Straße - jeder mit dem eigenen Gefährt - und auf der Brücke, um einen Blick auf die Kaskade zu erhalten, die sich 189 Meter in die Tiefe stürzt.
Sei nicht so negativ, denk ich mir selbst und höre auf der Fahrt mit - halte dich fest - öffentlichen Verkehrsmitteln bis zum Ausgangspunkt des ca. acht Kilometer langen Spaziergangs durch Wälder und viele, viele weitere Wasserfälle, Matt zu, der seit einem Jahrzehnt in Portland lebt. Matt ist Volunteer, der freiwillig und ohne auch nur Trinkgeld anzunehmen Touren organisiert, die mit Öffis zu bewältigen sind. Mit nur 10 $ in der Tasche komme ich hin und retour, bin ganztägig unterwegs und habe meine Verpflegung selbst im Rucksack mit. Wasser nicht vergessen, denn auch im Wald kann es hitzig werden. Matt also erzählt, dass das nahe Ziel für die Bewohner Portlands zum wichtigen Erholungsort wurde, denn in nur 40 Minuten sind sie raus aus der Stadt und drin im Grünen. Dass sich die meisten aber mit dem Anblick des Doppelwasserfalls begnügen beruhigt mich. Recht viel weiter trauen sich die meisten dann nicht, schon gar nicht einen ganzen Tag lang. Somit weiß ich schon nach dem ersten Anstieg über die Wasserfälle hinaus, dass uns wohl keine Touristen mehr entgegen kommen werden.
Anfahrt mit dem MAX Light Rail (Red) in Portland Richtung Flughafen, Ausstieg Gateway Transit Center, Columbia Gorge Express direkt zu Multnomah Falls
An die Küste!
Von der Portland Greyhound Station direkt am Bahnhof fährt der gemütliche, mit WLan ausgestattete Bus Richtung Cannon Beach (oder andere Küstenorte). Portland verlasse ich bei strahlend blauem Himmel, weiß aber, dass der Pazifik sein eigenes Wetter macht. Meine erste Erfahrung mit diesem Ozean! Ich bin aufgeregt und sprühe vor Energie für diesen besonderen Ort. Ich möchte das kleine Örtchen erkunden, das sie als Touristenfalle herausstellt, möchte die Hügel rundherum unsicher machen und ganz einfach am Strand sitzen und aufs Meer blicken. Es reicht für mich den Wellen zu zu sehen (auch in Griechenland gut möglich...)
Ankunft Cannon Beach: eher triste Aussichten. Nieselregen. Ich bin ausgestattet mit Wanderhose und Regenjacke und entscheide mich für einen ersten Strandspaziergang zum Haystack Rock, der aufgrund der noch zurückgehenden Flut im Wasser liegt. Hat was dieses Wetter. Vor allem der Strand in seiner Endlosigkeit verblüfft mich. Ich wate durchs Wasser, das mich nicht zum Reingehen anspricht, aber vielleicht wird's noch. In die entgegengesetzte Richtung entdecke ich ein gestrandetes Segelboot, einige Krebse, die ans Ufer gespült wurden und ein paar Schilder, die den Oregon Pacific Trail anzeigen.
Mit meinen on-Trailschuhen (nicht wasserdicht, aber eh Wurscht) wieder zurück an den sandigen Füßen, gehe ich vorbei an Ferienhäusern und Wohnungen, biege das ein oder andere Mal falsch ab in eine Sackgasse, die auch für Fußgänger und Wanderer nicht in einen Weg umgewandelt wird, und befinde mich plötzlich im Dickicht eines Regenwaldes. Ecola State Park nennt sich das Wäldchen, das mich zum einsamen Crescent Beach führt. Dort ist das Leben trotz Regen in Ordnung. Ein Wasserfall sucht sich seinen Weg über die Felsenwand zum Strand ins Meer. Die einzigen Besucher sind am anderen Ende des Strandes und ich sitze auf Schwemmholz und blicke hinaus, in die Ferne (soweit der Nebel dies zulässt). Nach der zwei-stündigen Wanderung und dem vielen Meer bin ich hungrig und entscheide mich für die Public Brewery, Root Beer (nicht meins) und Fish Tacos, die hervorragend mit frischgefangenem Fisch belegt sind.
Für die ca. 50-minütige Fahrt mit dem Bus zahlst du 17 $ und wirst direkt im Ortszentrum abgesetzt. Der Ecola State Park ist gratis.
Yes, please, Pinot Noir!
Einen Tag vor Konferenzbeginn (der eigentliche Grund wieso ich einen 10-Tagestrip nach Oregon gewagt habe) starte ich soft mit einer Gruppe in den Wine Country Oregon. Drei Estates stehen auf unserer To Do-Liste und wir werden von unserem Guide und Busfahrer Michael wunderbar betreut. Michael, finde ich heraus, ist Wahl-Oreganer, ursprünglich aus New Orleans, aber Weltenbürger. Denn drei Monate des Jahres verbringt er bei Freunden in Neuseeland. Schon habe ich ihn ins Herz geschlossen:
"You know Lucie, it's most important to open your heart to open your mind."
Danke, Michael für das schöne Gespräch, das am dritten Estate und einige Weine später stattfand. Zu Beginn war ich aber eindeutig überwältigt von der Schönheit dieses US-Bundesstaats. Außerdem lief mir während der Führung durch das biodynamische Demeter-Weingut King Estate im Willamette Valley das Wasser im Mund zusammen. Nicht nur auf Wein, sondern vorwiegend auf das saisonal-regional zubereitete Essen im dazugehörigen Restaurant.
King Estate, ein Traum © diekremserin on the go |
Alles muss seine Ordnung haben. © diekremserin on the go |
Durch diese Rohre wird Wein von einem Ort zum anderen gepumpt. Begeisterung! © diekremserin on the go |
Nachhaltigkeit und Regionalität seit Anbeginn einen hohen Stellenwert zu geben begeistert mich natürlich. Das ist High Class und ich würde fünf Sterne vergeben.
Öffentliche Verkehrsmittel gibt es hier nicht, aber Oregon Wine Shuttles, die dich von einem Estate zum nächsten bringen. Das ist sicher und unkompliziert.
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