36 Stunden chilenische Wüste
Ein Kurzbesuch im Norden Chiles und in der bekannten Atacama Wüste lohnt sich. Zwar dachte ich, nachdem ich wenige
Tage in Santiago de Chile und den
W-Trail in Patagonien absolviert hatte, dass mich drei Tage und zwei Nächte dort eher stressen werden. Aber: falsch gedacht! Schon bei der Landung in Calama begreife ich, wie umfangreich Wüsten sein können. Sepiafarbener Sand und kunstvolle Steinformationen begrüßen mich.
Der Van für acht Personen ist gebucht und ich stehe vor einem europäischen Großfamilienauto. Wie soll uns dieses Gefährt über Stock, Stein, Sandpisten und über Wasserläufe bringen? Diese Frage wird mich nach und nach in den 36 Stunden Atacama noch beschäftigen. Und meine Mitreisenden auch. To be continued...
Eugene, der Van (alle Autos, Mitbringsel und wichtige Utensilien auf Reisen erhalten treffende Namen), begleitet uns dennoch sehr freudig über alle Probleme und Herausforderungen durch die Wüste. San Pedro de Atacama, eine touristische Kleinstadt aus Lehm gebaut und mit vielen Hundestreunern ausgestattet, empfängt die Truppe und mich bei 30 Grad. Wir checken in einem Hostel ein, das ich sehr empfehlen kann. Ich treffe erstmalig auf der Reise auf einen weiteren Österreicher, unterhalte mich mit Brasilianerinnen und Schweden, wir spielen auf der Gitarre, den Trommeln und jammen , gehen aus und hören eine witzige, spanischsprechende Rockband, die englische Rocksongs zu singen versucht. Auch hier steht tagsüber Natur im Vordergrund.
Sterne, so weit das Auge reicht
Abends, bevor sich die Sonne zum Abendrot entschließt, fährt uns Eugene zur Düne im Valle della Luna. Riesenhafte Sanddünen ragen neben kargen Gesteinen auf und in der Ferne entdecke ich die Gesteinsformation Amphitheater, die mich fasziniert. Während die Touristengruppen in Kleinbussen noch vor dem richtigen Sonnenuntergang längst wieder am Weg zurück in die Stadt sind, packe ich ein Picknick für alle aus: Olivenbrot und Humus, ein bisschen Whiskey darf auch nie fehlen. Auf einer Decke sitzend beobachten wir die Lichtspiele der Sonne, die sich nach und nach hinter einem Hügel versteckt und den Himmel (leider zu wenige Wolken um Farbenspiele zu erreichen) in gleißendes Rosa taucht. Der Vulkan im Osten leuchtet Violett und fast bläulich.
Bevor wir zurückfahren, beschließen wir das Picknick auszuweiten und noch auf die Sterne zu warten, die hier, am Ort, der am wenigsten lichtverschmutzt sein soll, besonders hell zu sehen sind. Schon in der Dämmerung nehme ich wahr, wie recht die zahlreichen Guides und Reiseführer hatten. Die Displays der Smartphones werden für die nächsten Stunden verboten, damit sich unsere Augen besser an die Dunkelheit gewöhnen um die Sterne zu sehen. Orion ist sichtbar, magnetische Wolken, die Anfänge der Milchstraße, Sternschnuppen: Sterne über Sterne. Am liebsten würde ich wieder mein Zelt aufschlagen und hier bleiben.
Not so hot
Ein weiteres Highlight neben den Sonnenuntergängen und dem atemberaubenden Sternenhimmel sind die Geysire in El Tatio unbedingt sehenswert. Zum Sonnenaufgang. Achtung, von den brütend heißen Tagen in der Wüste ist bei -1 Grad Celsius nichts mehr zu spüren. Mit Daunenjacke, Mütze, Handschuhen und festem Schuhwerk ausgestattet, spazieren wir um die brodelnden Schwefelfelder – wieder begleitet von vielen, vielen Touristen, die ebenso den frühen Weg angetreten sind. Zum Aufwärmen hoffe ich auf ein Bad in den heißen Quellen und bemerke aber sehr schnell, dass diese natürlichen Quellen entweder kalt oder extrem heiß sind. Empfehlenswert, ja, aber du musst dich auf ein Wechselbad der Gefühle in den Hot Pools einstellen. ☺
Auf ein Wiedersehen, liebe Wüste, du die Sterne und die unbändigen Temperaturunterschiede werden mir in Erinnerung bleiben.
Danke an meine Mitreisenden und ihre fantastischen Aufnahmen: