wanderlust = n, [won-der-luhst], a strong innate desire to rove or travel about

08.02.2017

ARTIST IN RESIDENCE: Besuch einer Weltenbummlerin

Während ich auf Sujin Lim im Wellen.Spiel an der Donau warte, mache ich mir rückblickend Gedanken zu den Arbeiten, die ich von ihr gesehen habe. Einerseits war die Niederösterreichische Kulturpreisträgerin mit ihrer filmischen, sensiblen Kritik an an globalen Systemen im NÖ dok in St. Pölten ausgestellt und andererseits durfte ich ihre Arbeiten schon im Rahmen der AIR-ARTIST IN RESIDENCE Meetings kennenlernen.


Bewohnerin der Erde

Sujin Lim eilt mit einem Lächeln herein - Am I late? - ich verneine. Die letzten Tage der Südkoreanischen Künstlerin, die sich selbst als Fremde in allen Teilen der Welt bezeichnet, ihrer Residency in Krems sind hereingebrochen. Nach dem Versuch eine Apfelschorle zu bestellen, konzentrieren wir uns darauf, mehr von einander zu erfahren: was macht die Arbeit von Sujin so besonders? Woher kommt ihre unbändig ruhige Faszination sich mit schwierigen, schweren Themen auseinanderzusetzen? Wozu hat sie Krems inspiriert? 

Das Fremd-Sein war in Krems ein Thema. "Ich wurde von Menschen angesprochen, als ich am Fluss war und dort Filmaufnahmen gemacht habe." Die asiatischen Attribute eröffnen Sujin in Krems offenbar Gesprächsmöglichkeiten. Die stets überlegt nachdenkliche Weltenbummlerin erzählt von einer Begegnung mit einer Frau, die ihr einen Sack mit getrocknetem Brot überreicht. Non-verbale Kommunikation zählt. Sujin übernimmt was die Frau offenbar aufgrund eines körperlichen Defizits nicht mehr machen kann: sie füttert die Vögel. Das erhellt das Gesicht der Frau und sie lächelt ebenso wie Sujin. Begegnungen wie diese berühren und Sujin erzählt diese Geschichte als wäre es eine Offenbarung. 

1 ARTIST-IN-RESIDENCE // Sujin Lim ist die erste Interviewpartnerin für #diekremserinotg2017 und wir haben uns gemütlich zum Plaudern im Kremser Wellen.Spiel getroffen. Die Reisende und sanfte Künstlerin der harten Realität erzählt von ihrem Projekt in Krems, von ihrer Faszination der Kernkraft und vom ständigen Hinterfragen und poetischen Neudenken dieser unnahbaren, schweren Realitäten. Sie versucht durch ihre Interventionen neue Perspektiven zu finden und jene den Menschen vor Ort als mögliche Lösung anzubieten. Geb 1979 in Südkorea. Heute, Weltenbummlerin. #exploreaustria #austriangirl #artistinresidence #air #portrait #artist #artlover #artblogger #interview #diekremserin #wellenspiel #kremstagram #persoenlichkeit #sospannend #wow #happyweekend #keintagohnekunst #sujinlim #southkorea #kunsthallekrems
Ein von diekremserin on the go (@lucietae) gepostetes Foto am


Sujin ist Geschichtenerzählerin. Sie deckt auf. Sie gibt Menschen eine neue Perspektive ihrer Umwelt. Sie sensibilisiert andere Perspektiven einzunehmen. "Es gibt immer einen Weg...", meint sie während des Gesprächs. Beeindruckt hat mich vor allem ihr poetisches Umgehen mit Verboten und Gesetzen in streng geordneten Autokratien, z.B. als sie im Iran war. Tanzen ist dort verboten. Sprich dem Bewegen zu Musik geht eine Strafe einher. In einem etwa elfminütigen Film umgeht Sujin dieses strikte und für mitteleuropäische Verhältnisse unverständliche Reglement. Sie bewegt sich auf Gehwegen mit Elementen des Tanzes fort. Zuerst stehen Hintergrundgeräusche der Straße und sprechende Passanten im Vordergrund, aber die Geräuschkulisse verändert sich. Es setzt klassische Musik ein, die sich Bewegende wird zur Tänzerin. Plötzlich hat sich die Perspektive für den Zuseher völlig verschoben. Sujin spielt mit diesen Perspektivenwechseln.

Atomkraft, ein schweres Thema


Warum sich Sujin mit Atomkraftwerken beschäftigt, ist mir nach wie vor rätselhaft. Aber es herrscht eine gewisse Faszination, ein unglaubliches Wissen und eine absolute Abgeneigtheit der umstrittenen Energiegewinnung. Nach Japan konnte ich nicht, meint sie. Dazu war ihr die gesundheitliche Gefahr zu brisant. Fukushima hätte sie gerne genauer untersucht. Eigentlich ist Sujin aber in Krems, um eben nicht mehr so viel am Thema Atomkraftwerk und der Gefährdung der Bevölkerung zu arbeiten. Aber da macht ihr die österreichische Geschichte einen Strich durch die Rechnung und sie sieht sich gemeinsam mit Kuratorin Verena Gamper das nie in betriebsgenommene AKW Zwentendorf an. Dort wo nun eine Solarplantage steht. Beklemmend, so beschreibt die südkoreanische Weltenbummlerin das Gefühl. Mit ihrer sensiblen Art auf schwierige Themen zu zu gehen, hat sie auch in während ihrer Residency in Taiwan das Verhältnis zwischen Natur und Industrie betrachtet. Missed Scenery and Missed Event macht auf eine Fehlstelle aufmerksam, die Sujin in Szene setzt. Das Atomkraftwerk im Hintergrund wird durch das gemalte Tafelbild am Strand ersetzt. Aus einer ganz bestimmten Perspektive betrachtet, ist es plötzlich nicht mehr real. Wie eine Staffage macht das Gemälde glaubhaft, dass keine Bedrohung herrscht.



The Missed Scenery and The Missed Event from Sujin Lim on Vimeo.

It was just too perfect.

Während ihrer Zeit in der Schweiz, war Sujin zuerst überfordert mit der Schönheit, Klarheit und Unberührtheit des Landes. FACTORyAl LANDSCAPE, eine Arbeit in der Sujin die globalisierte (Schein-)Welt subtil anprangert, war im NÖ Dok in St. Pölten ausgestellt:


FACTORyAL LANDSCAPE from Sujin Lim on Vimeo.


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