wanderlust = n, [won-der-luhst], a strong innate desire to rove or travel about

07.05.2017

Es ist offen: Kunstprojekt in Kirchberg

Öffnungszeit ist Kulturraum


Für uns alle ist ein neuer Bereich in Kirchberg am Wagram geöffnet worden. Offener Kulturraum. Austauschort. Platz des Nachdenkens. Ein ehemaliges Gefängnis, das zu einer Jugendbesserungsanstalt umfunktioniert wurde, öffnet sich seinem Dorf. Wissenschaftlich, künstlerisch und historisch - aber mit einem Fokus auf Aktuelles, auf das, was wir alle gemeinsam zu diesem Raum beitragen können.

Einblick in den Raum durch Nadja Meister: Kontakt zum Außenraum, über Licht. © diekremserin on the go

Kirchberg am Wagram und ich

1995 im September wurde Kirchberg für vier Jahre lang Ort der Bildung, des sozialen Lernens und des Netzwerkens: Ich war Volksschülerin in der hiesigen Schule. In der jüngeren Vergangenheit hat mich Kirchberg sozusagen heimgesucht. Die Galerie Augenblick, die im Jahr 2015 gegründet wurde und im ehemaligen Bezirksgericht angesiedelt ist, hat sich ein anschließendes Gebäude zum Auftrag gemacht. 1912 in Auftrag gegeben von Kaiser Franz Joseph I. wurde jedem Bezirksgericht ein Gefängnis angebaut. Um den Strafvollzug möglichst rasch und problemlos über die Bühne zu bringen. Strafanstalt für Erwachsene, Gefängnis für Regime-Gegner im Nationalsozialismus, Nazi-Gefängnis in der Russischen Besetzung und letztendlich bis 1974 Erziehungs- und Besserungsanstalt als Außenstelle von Kaiserebersdorf. Ab 2017 durch das Viertelfestival soll ein neuer Zugang, eine weitere Beschäftigung mit dem Raum und eine neue Funktion entstehen. Mit dieser sehr linearen, unemotionalen Geschichte konfrontiert, überlege ich also, ob ich Teil davon sein möchte.
Ausblick auf die Kirchberger Pfarrkirche durch den Gang. © diekremserin on the go

Alle Türen sind offen. © diekremserin on the go

Ja, ich will

Ich war kuratorisch und vor allem kunstvermittlerisch - also im Nachdenken über wie Geschichte und Transformation des Raumes zusammenspielen und mit den BesucherInnen erarbeitet werden kann. Ein Ort wie dieses kalte, sehr unspektakuläre Gebäude lädt ein Spuren zu suchen und vor allem zu entdecken, mit Assoziationen zu arbeiten und den Gedanken freien Lauf zu lassen. Welche Menschen waren hier? Wie lange waren sie hier? Was ware ihre Funktion? Welche Berufsgruppen mussten hier arbeiten? Wie nahmen die Menschen „draußen“ dieses Gebäude wahr? Gibt es Zeitzeugen? Wenn ja, wollen sie sprechen? Wer beschäftigt sich mit den Langzeitfolgen dieser Anstalt? So viele Fragen, die sich mir gleich stellten, die ich aber nicht beantworten konnte. Und bis heute sind viele davon unbeantwortet oder unbefriedigend beantwortet. Ich bin weiterhin auf Spurensuche. Im Auftrag von einer Verbindung zu diesem Ort, an dem ich aufgewachsen und selbst in jungen Jahren gelehrt und geprägt wurde. Von Lehrern und Lehrerinnen, die sich mit den geltenden Kinderrechten auseinandersetzten, sie uns näher brachten und die uns vor allem menschlich behandelten. 200m entfernt, 20 Jahre zuvor, war dem nicht so.

Insecurity. Hans Woertls Beitrag © diekremserin on the go




Türen erzählen Geschichten. Künstlerinnen wie Andy Wallenta fügen neue Geschichten hinzu. © diekremserin on the go

Teil werden, Teil haben

Den gesamten Mai über hast du die Möglichkeit unter Anleitung und mit Moderation von freiwilligen Guides durch das Gebäude zu gehen und deine Eindrücke zu sammeln. Mit deiner Geschichte, mit deinen Assoziationen, die du eventuell preisgibst, oder für dich behältst, wirst du Teil des Raumes, Teil des Geschichte. Jeder und jeder trägt Geschichte aus eigenen Perspektiven bei.

Ich bin da. © diekremserin on the go
So, 7.5. 10-18 Uhr
So, 14.5. 10-18 Uhr
So, 21.5. 10-18 Uhr
Do, 25.5. 10-20 Uhr
So, 28.5. 10-18 Uhr

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