Gerhard Haderer Das Attentat, 2012 Öl auf Leinwand 180 x 250 cm © Gerhard Haderer, 2016 |
"Eigentlich gehts ums Denken. Was wir nie aufhören dürfen zu tun unter jeder Zensur unter jedem Druck unter jeder gesellschaftlichen Richtung, wir dürfen nie aufhören zu denken. Und die Dinge zu denken, dieses Denken zu nützen, Denken bedeutet Freiheit und Freiheit ist auch anstrengend. Immer wieder Denken und Infrage stellen und die Sachen von verschiedenen Seiten betrachten." Barbara Yelin
Karikatur, verstehen und vermitteln.
Als Kunstvermittlerin sehe ich mich beauftragt zwischen Museumsbesucherinnen wie Betrachtern von Karikaturen und der satirischen Kunst Verständnis zu erzeugen. Dabei geht es nicht um Gefallen. Denn bekanntlich sind Geschmäcker verschieden. Dass Satire und Karikatur anstößig oder provokant sein kann, erlebe ich in meinem Beruf sehr oft. Wenn aus Schmunzeln ein Stirnrunzeln wird oder sich jemand angegriffen fühlt. Bösartig? Nein, auf den Punkt gebracht. Wie gehe ich damit um, wenn meinem Gegenüber plötzlich das Lachen im Hals stecken bleibt? Und wie reagiere ich, wenn Jugendliche mich nach den Anschlägen fragen?Was darf Karikatur?
Ich stelle mir diese Frage sehr oft selbst - genauso wie die Dokumentation die Frage nach den Grenzen der künstlerischen Freiheit stellt. Gerhard Haderer meint zum Beispiel, dass es ihm nicht mehr reiche an der Oberfläche zu kratzen. Tiefer gehende Skurrilität freizulegen sein Anliegen. Auch für mich erscheint das in die Tiefe Gehen spannend zu sein. Dabei reicht es mir nicht im Museum von einem Bild zum nächsten zu laufen, kurze Einblicke zu geben, eine Biografie auswendig aufsagen zu können, sondern mir geht es darum Zusammenhänge zu erkennen, Verknüpfungen herzustellen und Verbindungen zu hinterfragen. Es geht mir ums Denken. Egal mit wem ich durch Ausstellungen gehe - jung, alt, groß, klein, dick, dünn, hässlich, schick, reich, arm - versuche ich auf den jeweiligen Menschen einzugehen, der vor mir steht, der sich mit den satirischen Bildern auseinandersetzen möchte. Dabei stelle ich meist schon anfangs klar, dass Karikatur alles darf. Niemand wird persönlich angegriffen, aber wir dürfen alle nachdenken.
Eine gute Möglichkeit sich näher über Karikatur zu unterhalten, in den Dialog zu kommen und Bildkompositionen kritisch zu hinterfragen, bietet ein neues Format im Karikaturmuseum Krems, das ab Februar für Schulen konzipiert wurde. Karikatur gehört hinterfragt! eröffnet Schülerinnen und Schülern Sujets genau zu betrachten und vor allem zu analysieren sowie in der Kleingruppe zu besprechen: Woran erinnert mich dieses Bild? Gibt es Referenzen, die ich kenne? Woher kommt Karikatur überhaupt? Welche Karikaturen sind nicht mein Geschmack und wieso? Fühle ich mich angegriffen, provoziert oder belustigt? Welche Gefühle rufen Karikaturen von verschiedenen Karikaturisten bei mir hervor?
Manfred Deix Gleichberechtigung im Betrieb, undatiert © Manfred Deix, 2015 |
Denken hilft.
Angst ist auf jeden Fall, meiner Meinung nach, nicht der richtige Weg. Genauso sehen dies die Karikaturisten und Zeichnerinnen, die sich in der Dokumentation äußern. Lachen wir doch über uns, und auch über politische Situationen, die uns zwar traurig stimmen und bedrücken. Aber wir gehen diesen Problemen somit nicht aus dem Weg, sondern auf sie ein. Hinterfragen und nachdenken sind zwei wichtige Tools, die ich gerne anwende um in einer Ausstellung zu vermitteln, zu erklären und um AHA-Erlebnisse zu erzielen.Was tun andere Museen?
Nachträglich werde ich auch in den anderen Museen für Bildsatire und Cartoon in Deutschland und der Schweiz recherchieren. Auf meinem Radar stehen das Caricatura Museum in Frankfurt, das Wilhelm Busch Museum in Hannover und das Cartoonmuseum in Basel.Ab Februar 2016 Karikatur gehört hinterfragt! für Schulklassen buchbar.
www.karikaturmuseum.at
Steiner Landstraße 3
3500 Krems
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