23 KünstlerInnen interpretieren, formulieren und aktivieren
Picasso lautet der Name des Künstlers des 20. Jahrhunderts, der die Generationen nach ihm weitgehend geprägt hat. Der Spanier diente als Vorbild, als Inspirationsquelle, als jener, der den Kubismus "erfand". Vor 20 Jahren kuratierte Dieter Ronte, Präsident der Adolf Frohner Stiftung, eine große Picasso-Ausstellung, in der Österreicher wie Christian Ludwig Attersee oder Alfred Hrdlicka ausgestellt wurden, jene die sich eindeutig mit Picasso auseinander gesetzt hatten. Willkürlich unwillkürlich. Man musste.
20 Jahre später. Günther Oberhollenzer, der im letzten Jahr mit seiner Ausstellung von Deborah Sengls Rattenschaft im Essl Museum Furore machte, stellt jungen KünstlerInnen die Frage nach dem großen Meister: nimmt seine Stahlkraft noch Einfluss auf die Kunst der jungen Generation? Nicht mehr ganz so groß ist die unmittelbare Auseinandersetzung mit Picasso, deshalb begab sich Günther Oberhollenzer auf Spurensuche - auf Webseiten, Bücher, in Ateliers um mit den KünstlerInnen direkt über ihre etwaige Verbindung zu Picasso zu sprechen.
Deborah Sengl, die mit "Pikatzo", einer sehr "schräg" präparierten Katze, die eine Amsel im Maul hat, fällt auf. Der verzogene Katzenkörper wirkt irreal und aus einer anderen Welt, baut auf den daneben hängenden Vorentwürfen auf, die die Künstlerin gemeinsam mit ihrem Präparator gefertigt hat. Als eine der ersten KünstlerInnen, die Günther Oberhollenzer für die Ausstellung bedachte, wusste sie erst nicht recht, wie sie mit Picasso in Verbindung steht. Denn ihr erster Bezugspunkt der Kunst des 20. Jahrhunderts sei Joseph Beuys, aber bestimmt nicht der am Beginn des 20. Jahrhunderts wirkende Pablo Picasso. Dass "Pikatzo" dann letztendlich doch entstanden ist, verdanken wir Neugier und Wissbegierde der Künstlerin, der doch Ideen kamen, welche Inputs sie aus Picassos Werk nehmen könnte. "Pikatzo" ist aber keine kubistische Katze, sondern weist auch in die Zukunft: denkt an Computerspiele, an deren Graphiken und animierte Filme...
Und dann ist da noch Adele Razkövi, die mit zwei wunderbar filigranen Skulpturen vertreten ist: einerseits mit dem Gnu aus Draht, aber andererseits mit den zwei "postfossilen" Vögeln, deren Skelett sie auf andalusischem Boden gesammelt hatte. Feinfühlig erzählt sie über die Tiere - sind es Tauben, die mich sofort an Picassos Friedenstaube erinnern - Geschichten ohne Worte zu verwenden. Einfach schön.
23 unterschiedliche Positionen hat Günther Oberhollenzer zusammengetragen und im Forum Frohner zu einer Ausstellung kuratiert, die sich ergänzt und nicht weh tut, die KünstlerInnen ein Sprachrohr gibt, die bisher keine Möglichkeit hatten, im Zusammenhang mit dem verblassenden Picasso als Vorbild eine Verbindung einzugehen. Eine Spurensuche. Für uns BesucherInnen, ein Spurenlesen.
Nach Picasso. Auf Spurensuche in der jungen österreichischen Kunst
Forum Frohner
Di-So 11.00 - 17.00 Uhr
bis 27. September 2015
Ohne Ehrfurcht, mit Leidenschaft
Nach der skurrilen Skulptur möchte ich euch noch eine 2. Dame ans Herz legen, die in einem Stil arbeitet, den ich niemals mit Picasso in Verbindung gebracht hätte - und dies gibt auch Günther Oberhollenzer zu. In der Ausstellung ist Eva Hradils "Männerlandschaften"-Bild deshalb, trotz der fast romantisch anmutenden Farbgebung und des wenig kubistischen Stils, weil sie die Weiterentwicklung des Mythos Künstler/Modell, das Picasso inne hatte, umdreht. Picasso war ein Macho. Sein Frauenbild ließ zu wünschen übrig und er hegte den Wunsch von Frauen vergöttert zu werden. Eva Hradil bricht mit dem Mythos und bezeugt die Weiterentwicklung von Künstler/Modell, entsagt dem Voyeurismus oder spielt den Ball den Frauen zu, anstatt die Männer gaffen zu lassen. Nackte, reale Männer saßen bei ihr Modell.Adele Razkövi Ohne Titel, 2014 Foto und © Adele Razkövi |
Und dann ist da noch Adele Razkövi, die mit zwei wunderbar filigranen Skulpturen vertreten ist: einerseits mit dem Gnu aus Draht, aber andererseits mit den zwei "postfossilen" Vögeln, deren Skelett sie auf andalusischem Boden gesammelt hatte. Feinfühlig erzählt sie über die Tiere - sind es Tauben, die mich sofort an Picassos Friedenstaube erinnern - Geschichten ohne Worte zu verwenden. Einfach schön.
23 unterschiedliche Positionen hat Günther Oberhollenzer zusammengetragen und im Forum Frohner zu einer Ausstellung kuratiert, die sich ergänzt und nicht weh tut, die KünstlerInnen ein Sprachrohr gibt, die bisher keine Möglichkeit hatten, im Zusammenhang mit dem verblassenden Picasso als Vorbild eine Verbindung einzugehen. Eine Spurensuche. Für uns BesucherInnen, ein Spurenlesen.
Nach Picasso. Auf Spurensuche in der jungen österreichischen Kunst
Forum Frohner
Di-So 11.00 - 17.00 Uhr
bis 27. September 2015
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