Die Kunsthalle Krems widmet das Jahr 2015 zwei großen Personalen international präsenter Künstler. Ab März gastiert Pipilotti Rist, die Schweizer Medien- und Objektkünstlerin mit ihren fantastisch-melancholischen Farbexplosionen aus dem Projektor in Krems. Darauffolgend schließt der Brasilianer Ernesto Neto an, der durch seine in amorphe Textilien geformte Körper Gewürze aus der ganzen Welt füllt und neben dem im Museum üblich beanspruchten Sehsinn auch das Tasten und Riechen intensiv zu lässt.
„Ich hätte gerne, wenn sie raus kommen, dass sie lächeln, leichter sind, neue Energie spüren. Das wäre der Idealfall.“ (Pipilotti Rist im Interview über ihre Ausstellung Elixir, Museum Boijmans van Beuningen)
Das gedämpfte Licht in den Ausstellungsräumen, die vielen Farben, die auf Wände, Fußboden und Decke projiziert sind und unterschiedlichen und dennoch zusammenhängenden Geschichten, die Pipilotti Rist in ihrer Ausstellung „Komm Schatz, wir stellen die Medien um & fangen nochmal von vorne an“ durch ihre bewegten Bilder erzählt, lassen Realität und Imagination verschwimmen. Wie durch einen Tagtraum bewegen sich die Menschen durch die Räumen, die teils die reale Architektur widerspiegeln, teils mit Videos überlagert zu völlig neuen Plätzen heranwachsen. Im Sitzen oder Liegen ergreifen Besucher das Angebot in eine fremde und bunte Welt zu entfliehen, die dennoch Fragen stellt und zum Nachdenken anregt. Pipilotti Rists Werk der letzten 30 Jahre setzt sich mit dem Rollenbild der Frau, des weiblichen Körpers und mit gesellschaftlichen Klischees auseinander, die Welt mit anderen Augen zu sehen und gewohnte Sichtweisen in Frage zu stellen.
Ganz besonders freue ich mich auf das „Kremser Wohnzimmer“, das Pipilotti Rist eigens für die Kunsthalle Krems inszeniert.
PIPILOTTI RIST. Komm Schatz, wir stellen die Medien um & fangen von vorne an | ab 22. März 2015 in der Kunsthalle Krems
„Gravity is always dramatic for me.“ (Ernesto Neto im Interview über seine Ausstellung im Southbank Centre)
Den Bildhauer Ernesto Neto würde ich als Konstrukteur beschreiben. Er baut dreidimensionale Welten, die unserem Innersten entsprechen. Dehnbare Textilien umspannen ganze Räume, lassen Räume in Räumen entstehen und laden ein sie zu betreten. Der Brasilianer konstruiert ein sensuell erfahr- und erfassbares Gesamtkunstwerk in der Kunsthalle Krems, wobei er seine indigenen Wurzeln miteinbezieht. Dabei spielt die Interaktion des Werks mit seinen Betrachtern eine immanente Rolle, der Ernesto Neto große Bedeutung zuweist. Gerechtigkeit, Solidarität, Achtsamkeit und Respekt stehen in diesen auf dem universellen Gleichgewicht basierenden Skulpturen im Vordergrund. Der Umgang miteinander als Teil eines großen Ganzen und unseren Einfluss auf die Welt rund um uns verspüren die Interakteure in den Konstruktionen.
ERNESTO NETO. Ab 19. Juli 2015 in der Kunsthalle Krems.